Kirschblütenfahrt ins Vall de Gallinera 26.03.2024

 

Durch das Tal der Kirschblüte

 

Es sind nicht nur soziale Aufgaben, denen sich die Lions-Organisationen stellen, sondern auch die kultur-historische Landschaftspflege gehört zu den Bereichen, mit denen sich die Mitglieder beschäftigen. So fand am vergangenen Dienstag (26.3.2024) die traditionelle Kirschblüten-Tour des Lions-Clubs Jávea, Dénia, Pedreguer unter der sachkundigen Führung von Robert Kropp statt, der die rund 30-köpfige Gruppe durch das Vall de Gallinera leitete. Zwar entfalteten die Kirschbäume in der Umgebung von Benissili noch nicht ihre volle Blütenpracht, doch zeigt bereits auch hier die extreme Trockenheit als Folge des Klimawandels ihren negativen Einfluss.

 

Berühmt ist dieses Tal des Rio Gallinera für seine bizarren Gebirgslandschaften mit ihren zerklüfteten Schluchten, kargen Felsformationen und Geröllfeldern, die das Gefühl vermitteln, in einer anderen Welt zu sein. Malerisch auch die insgesamt acht Dörfer zwischen Benissili und Benirrama mit ihren ehrwürdigen Kirchtürmen, engen Gassen und pittoresken Dorfplätzen. Die Ortsnamen, die mit der Vorsilbe „Ben“ beginnen – was im Arabischen so viel bedeutet wie „Familie“ –, gehen auf eine Epoche vor 1600 Jahren zurück, als die Mauren das Land besiedelten.

 

Einst lebte die bäuerliche Bevölkerung in dieser Region vom Wein- und Olivenanbau. Doch als um das Jahr 1920 insbesondere in der Gegend um Alpatró infolge starken Bakterienbefalls die Rebstöcke vernichtet wurden, stiegen die Bauern auf den Anbau von Kirschbäumen um. Der Anbau von Oliven aber bleibt bis heute ein wichtiges Standbein. Der Klimawandel zeitigt aber auch hier seine verheerenden Auswirkungen. Während vor sechs Jahren noch Ernteerträge von 800 Tonnen feinster Edelkirschen erzielt wurden, schrumpfte der Ertrag im vergangenen Jahr auf eine extrem niedrige Menge von nur noch drei Tonnen!

 

Die Kirschen aus dem Vall des Gallinera besitzen angesichts ihrer herausragenden Qualität Kult-Status. Ihre prachtvolle Größe, ihr fester Biss und ihre wunderbaren Geschmacks-Aromen haben die Früchte zu einem unübertroffenen und heißbegehrten Markenartikel werden lassen. Aber unabhängig davon klagen die Obstbauern, weil der Niedergang kaum mehr aufzuhalten ist – „wir können nicht mehr, wir gehen unter!“ Es ist in den Wintermonaten auch nicht mehr richtig kalt geworden. Wie Robert Kropp erläuterte, brauchen die Kirschbäume zwischen 600 bis 700 Stunden Frost im Jahr. Wenn dann im Frühjahr die Sonne Böden und Pflanzen erwärmt, stehen die Säfte der Bäume wieder unter Druck und „explodieren“ in der Blütezeit geradezu.

 

Diese wenig hoffnungsvollen Perspektiven führten natürlich auch zur Entvölkerung der Region, so dass in den einzelnen Dörfern die Anzahl insbesondere der jüngeren Familienmitglieder drastisch zurückging. Eine Alternative, um diesen Prozess aufzuhalten, wurde bislang nicht gefunden. In dem Dorf Alpatró besuchten die Teilnehmer der Lions-Exkursion nicht nur die eindrucksvolle Kirche, die vor Jahrhunderten auf den Grundmauern einer muslimischen Mezquita errichtet wurde, sondern interessierten sich auch für die historische, im Original erhaltene Olivenmühle im Museo ethnologico und unterrichteten sich über die alten Techniken der Gewinnung kaltgepressten Olivenöls.

 

Den Abschluss der Kirschblüten-Tour bildete ein gemeinsames Mittagessen im Restaurant L´almásera in Margarida-Planes, in dessen Verlauf Past-Präsident Enzo Mengassini nicht nur die eine oder andere heitere Anekdote zum Besten gab, sondern Robert Kropp nochmals herzlich dankte für die informative Ausarbeitung und Organisation der Tour durch das beeindruckende Vall de Gallinera.

Text:    Wolfgang Bassenauer

 Bilder: Verschiedene Lions